26.01.2010

Zeitzeugin aus dem Ghetto

JOHANNESKIRCHE Projekt mit Lesung und Konzert mit Text-Musik-Collage

Zeitzeugen, die über Nazi-Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung berichten können, gibt es nur noch wenige. Tamar Dreifuss, die in Pulheim bei Köln lebt, ist eine von ihnen. Sie kommt zu einem von der christlich-jüdischen Gesellschaft gemeinsam mit dem Lina-Hilger-Gymnasium und der Hauptschule an der Ringstraße veranstalteten Projekt am Freitag, 5. Februar, zwischen 10 und 12.30 Uhr in die Johanneskirche, Lessingstraße 14. Thema ist das Schicksal der Menschen im Ghetto von Wilna während der Besetzung Litauens.

Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr mit einer Lesung, die von mehreren Schulklassen in Religionskursen vorbereitet wurde und Tamar Dreifuss Gelegenheit gibt, das mehrfach ausgezeichnete Buch ihrer Mutter Jette Schapiro-Rosenzweig mit dem Titel "Sag niemals, das ist dein letzter Weg", vorzustellen. Darin spiegelt sich die Geschichte des von 1941 bis 1943 bestehenden Ghettos in der litauischen Hauptstadt Wilna wider, die einmal das religiöse und literarische Zentrum der jüdischen Kultur war und "Jerusalem Litauens" genannt wurde.

Die Familie hat in diesem Ghetto gelebt. Aber 1943 mit der Auflösung des jüdischen Wohnviertels zerbricht auch die Familie: Der Vater kommt ins KZ, Mutter und Tochter können flüchten und erreichen nach lebensbedrohlichen Situationen 1948 Israel. Tamar Dreifuss wird nicht nur lesen, sondern auch Fragen beantworten.

Im Anschluss an die Schülerveranstaltung beginnt gegen 11.15 Uhr ein Konzert für alle Interessenten mit der Violinistin Roswitha Dasch und dem Pianisten Ulrich Raue. Ihr Programm ist eine Musik- und Text-Collage unter dem jiddischen Titel "Es is gewen a Sumertog", die sich der Lebenssituation der jüdischen Bevölkerung im Wilnauer Ghetto widmet und ebenfalls auf Zeitzeugenberichten basiert. In den Liedern klingen Verzweiflung, aber auch Heiterkeit, Mut und Hoffnung auf.

Um den Schülern den Besuch zu ermöglichen, werde kein Eintritt erhoben, informiert Pfarrerin Ute Weiser von der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde. Wünschenswert sei jedoch eine kleine Spende von den Konzertbesuchern.

Quelle: allgemeine-zeitung.de

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