09.06.2010

Nagelsäule wird aufgestellt 9.6.2010

Mit dem Aufstellen der Nagelsäule über einer neu entwickelten Stahlunterkonstruktion startet die Restaurierung der hölzernen Nagelsäule vor Ort. Sie beginnt mit der Reinigung und geht über die Festigung und Ergänzung bis hin zur Konservierung.

An Ort und Stelle restauriert, soll die Nagelsäule im September 2010 feierlich enthüllt werden.
Die Verbundenheit der Mainzer Bevölkerung mit der Nagelsäule ist auch mehr als 90 Jahre nach ihrer Errichtung noch spürbar. Das machen die vielen kleinen und großen Einzelspenden für den Erhalt des Denkmals deutlich, der jetzt auch durch die Bereitstellung weiterer Gelder von Bund und Land abgesichert ist.

Jahrzehntelang Wind und Wetter ausgesetzt war die Nagelsäule in ihrer Substanz gefährdet und ihre Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet. Deshalb wurde sie im Februar 2006 abgebaut und im Museum für Antike Schifffahrt zwischengelagert. Im Frühjahr 2010 kehrt sie an ihren angestammten Platz zurück – statisch ertüchtigt und eingerüstet für die eigentlichen Restaurierungsarbeiten vor Ort.

Zur Historie der Nagelsäule und der Geschichte ihrer Restaurierung
Die Nagelsäule ist den Mainzer Bürgern aufgrund ihrer besonderen Geschichte ans Herz gewachsen. Wir wollen diese Geschichte auch für nachfolgende Generationen lebendig halten. Deshalb wird die Nagelsäule zurzeit restauriert.

Weil solche Restaurierungsarbeiten aus Gründen der Bausicherheit ohne einen Bauzaun nicht möglich sind, verwandeln wir diesen in eine kleine Freiluftausstellung. Unsere Ausstellung informiert Sie während der gesamten Bauphase über das, was hinter dem Bauzaun vor sich geht.


Historisches Mainz: Die Nagelsäule

Der Erste Weltkrieg: Die Blockade des Deutschen Reiches durch die Alliierten zeigt Wirkung. Die Bevölkerung beginnt zu hungern. Die Wurst- und Fleischration, die jedem pro Woche zusteht, wird auf 250 Gramm festgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt, im Herbst 1915, reift beim damaligen Mainzer Oberbürgermeister Dr. Karl Emil Göttelmann eine Idee, die bereits in anderen Städten wie Mannheim, Berlin, Köln und Aachen Erfolg hatte. Er ruft die Mainzer Bürger auf, Geld zur Linderung der Kriegsnot zu spenden. Sinnbild für diesen Einsatz sollte ein Mahnmal sein: "Ein stolzes, trotziges und in der Form machtvolles Gebilde, das geeignet sei, jedem zu gestatten, durch Hammerschlag und Nageleintreiben seinen festen Willen zur Unterstützung der guten Sache im Gedenken an unsere tapferen Vaterlandsverteidiger kund zu geben".

Die Nagelsäule auf dem Liebfrauenplatz ist das Ergebnis dieser "Spendenaktion" und gleichzeitig Zeichen für die Opferbereitschaft und Leidensfähigkeit der Mainzer zu jener Zeit. In einer Zeremonie durfte jeder Spender einen Nagel in das Denkmal schlagen. Den Billigsten gab es für eine Reichs-Mark, der Teuerste, mit vergoldetem Kopf, kostete 20 Reichs-Mark. Zur Einweihungsfeier des Kriegswahrzeichens am 1. Juli 1916 hatten sich auf dem mit Fahnen und Pflanzen geschmückten Platz mehrere tausend Menschen, darunter die gesamte großherzogliche Familie, versammelt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, seine Frau und die beiden Prinzen durften die ersten Nägel einschlagen. Am 20. August 1916 war die Nagelung der Säule beendet. Die Spendenaktion brachte insgesamt 170.000 Reichs-Mark, nach heutiger Kaufkraft rund 800.000 Euro.

Lipp innerhalb weniger Monate errichtete Monument, besteht aus einem Kreis mit drei steinernen Nebensäulen, die eine hölzerne Mittelsäule - die eigentliche Nagelsäule - umgeben. Die sieben Meter hohe Hauptsäule musste aufgrund von Größe und Umfang aus mehreren Bündeln von Eichenstämmen zusammengesetzt werden. Diese wurden durch Eisenbänder fest miteinander verbunden, wodurch sich eine Gliederung in mehrere Ringflächen ergab. Das legte den Gedanken nahe, jeden Ring durch eine bestimmte Thematik zu charakterisieren.

Die Hauptsäule, die vom "Eisernen Kreuz" und dem Spruch "In Kriegsnot helf uns Gott" bekrönt wird, ist in insgesamt drei Teile gegliedert. Der obere Hauptring behandelt die Thematik "Kriegsarbeit" und zeigt einen Waffenschmied, einen Krieger mit Fahne und einen Soldaten mit seinem Sohn. Die Rosetten und Lisenen, pfeilartige, auftragende Streifen, die die Ringfelder in sich nochmals unterteilen, tragen Metallschilder mit den Namen der Stifter, vor allem Vereine und Firmen, sowie geschnitzte Darstellungen, zum Teil mit Bezug auf deren Arbeit.

Auf dem mittleren Ring dreht sich alles um das Thema "Staat". Der Reichsadler mit Kaiserkrone, der hessische Löwe und das Mainzer Rad sind dort abgebildet. Weitere Figuren, Symbole und Sinnsprüche stehen für verschiedene Berufsgruppen in Justiz, Heilberufe, Handel, Industrie, Lehrer und Landwirtschaft.

Der untere Ring widmet sich dem Thema "Liebe" und stellt ausschließlich Frauen dar. Eine Frau die Korn aussät, eine andere, die an Kinder Brot austeilt und eine weitere, die einen Verwundeten pflegt. Verbunden sind die Darstellungen durch Rosetten, die von Vertretern der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften gestaltet wurden. So finden sich auf diesem Ring ein Kreuz, die Lutherrose und ein sechszackiger Judenstern mit hebräischen Schriftzeichen.

Eine Plastik des Bildhauers Ludwig Lipp an der NagelsäuleDer Bereich unterhalb der Hauptringe ist als Hauptnagelfeld angelegt. Er ist mit einer Vielzahl von Rosetten, Emblemen, Spruchbändern und Plaketten ohne einheitliche thematische Vorgabe bedeckt. Durch die unterschiedlichen Beiträge zahlreicher Stifter entstand so eine eigentümliche Vielfalt an Elementen, die das Mainzer "Nagel-Mal" aus denen anderer Städte hervorhebt.

Quelle: mainz.de

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