12.04.2010

Der Sponsor wohnte in der Palastvilla

Unmittelbare Zeugnisse zur Frage, welche Veranstaltungen das antike Theater in Bad Kreuznach gesehen hat, liegen nicht vor. Auch aus analogen Theaterbauten der gallischen und germanischen Provinzen ist diese Frage kaum viel konkreter zu beantworten. Die inschriftliche Überlieferung des architektonisch vielleicht vergleichbaren Theaters von Beda-Bitburg lässt aber doch vermuten, dass der stadtrömische Festkalender auch in der Provinz Geltung hatte, wenn auch wohl in bescheidenerem Umfang als in Rom oder anderen wichtigen Städten.

So wird man doch voraussetzen dürfen, dass Veranstaltungen zur Verehrung des römischen Kaiserhauses wie Feiern zum Geburtstag des Kaisers oder dessen Regierungsantritt in allen Teilen des Reiches zelebriert wurden: Zu solchen Feiern gehörten auch Spiele.

Bezug zu

Merkur und Maia

Der in Bad Kreuznach wie auch an den meisten anderen gallischen Orten zu vermutende Bezug des Theaters zu einem Heiligtum - hier von Merkur und Maia - legt außerdem die Annahme nahe, dass hier Vorführungen im Rahmen rein religiöser Feierlichkeiten stattfanden.

Im mediterranen Bereich bestanden diese gewöhnlich aus dem Dreiklang von Opfer, Prozession und Spielen und es spricht nichts dagegen, dieses Schema auch in den gallischen und germanischen Provinzen voraussetzen zu dürfen.

Die Frage, wer Bau und Veranstaltungen des Theaters bezahlt hat, führt neben gewissen staatlichen Unterstützungen stets zu den wohlhabenden Mitgliedern der Gesellschaft. Diese erhielten in Ehreninschriften von der Gemeinschaft ein bleibendes Andenken, wie aus zahlreichen Statuensockeln römischer Theater hervorgeht; insbesondere die nordafrikanischen Theater liefern reiches Anschauungsmaterial.

Textfragmente

verweisen auf Mythen

Eine solche Ehrung ist zwar in Bad Kreuznach nicht erhalten, doch führt die Frage nach dem Personenkreis der Finanziers ganz zwangsläufig zu den Besitzern reicher Villen. In der Tat liefert die Ausstattung der Palastvilla von Bad Kreuznach konkrete Hinweise auf das Interesse des Besitzers an Bühnenaufführungen beziehungsweise ludi scaenici und Vorführungen in der Arena.

Sein Interesse an ludi scaenici äußert sich in den Resten gemalter Textbeischriften, die ehemals auf Wänden seiner Villa gemalte figürliche Darstellungen schriftlich erläutert hatten. Die Texte sind so fragmentiert, dass eine sichere Ergänzung kaum möglich ist.

Erkennbar ist aber einesteils das Vorhandensein eines Wortschatzes, der an Passagen der plautinischen Komödie erinnert und möglicherweise eine Szene aus einem ähnlichen Stück erläutern sollte. Ein anderes Fragment könnte auf den Mythos von Hercules, Deianeira und den Kentauren beziehungsweise Fährmann Nessos zu beziehen sein. Letztendlich führte die Geschichte zum qualvollen Tod des Hercules, eine Begebenheit, die in den Tragödien Senecas behandelt wurde.

Die Ausstattungen von römischen Häusern haben oftmals Bezüge zum antiken Theater oder anderen Orten antiker Spiele. Man geht in der Forschung mittlerweile mehr und mehr davon aus, dass diese Darstellungen nicht allein ein eher touristisches Interesse des Besitzers hieran dokumentieren sollten, sondern auch und vor allem eine Anspielung auf dessen großzügige Spende solcher Veranstaltungen sein sollten.

Einen solchen Fall wird man mit guten Gründen auch für den Besitzer der Palastvilla in Bad Kreuznach voraussetzen dürfen. Wer sonst wäre im Umfeld der antiken Siedlung eher in der Lage gewesen, als großzügiger Spender hervorzutreten?

Gladiatorenmosaik

gibt Hinweise

Vollends tritt die Affinität des Besitzers der Villa zum antiken Spielebetrieb in seinem Gladiatorenmosaik zutage. Auch hier mag man sich nicht vorstellen, dass sich allein wohlfeiles Interesse an der Arena spiegelt, zumal eine gewisse Gesellschaftsschicht dieses Spiele ja bezahlen musste und zu dieser Schicht gehörte der Eigentümer der Villa.

Quelle: allgemeine-zeitung.de

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